Essay: „Auf Arbeit gibts keine Computerspiele!“
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Aufgewacht, ein Blick auf das Handy, bisschen Regen, bisschen kalt, ein etwas grauer Dienstagmorgen. Schade, Dortmund kann eigentlich auch anders. Aber okay, Regen ist ja im Grunde auch nichts anderes als flüssiger Sonnenschein. Also nichts wie raus.
Trotzdem sind wir froh, dass die öffentlichen Verkehrsmittel uns direkt zum Gebäude der „DASA – Arbeitswelt Ausstellung“ bringen, sehr cool! Wir möchten zum „XR Sience Award“, ein Event, das im Rahmen der Digitalen Woche in Dortmund stattfindet: Die zugehörige Wissenschaftsmesse klingt unheimlich spannend.
Ein netter Herr mittleren Alters steigt in die Bahn: Sein E-Fahrrad hat einen Platten – wie unangenehm – wir kommen ins Gespräch. Der Mann arbeitet im Bereich Logistik, führt eine Abteilung mit mehreren Mitarbeitenden. Digitale Transformation sei auch in seinem Betrieb Thema, aber wie das alles funktionieren soll, wäre ihm bislang noch unklar. Wir erinnern uns still an unsere gestrige Zugfahrt und unsere Gedanken zur digitalen Transformation in mittelständischen Industrieunternehmen. Endlich mal eine echte Branchenstimme zu diesem Thema!
Wir unterhalten uns weiter, doch leider muss der Herr vor uns aussteigen – so lang sind die Wege in Dortmund ja auch nicht – er ist also nicht auf dem Weg zur gleichen Messe. Kein Wunder: Die Themen Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) interessieren ihn herzlich wenig, Extended Reality (XR) als Überbegriff somit schon gleich gar nicht: „Wir müssen echte Dinge bewegen“, erklärt er. „Für Computerspiele habe ich auf Arbeit keine Zeit“. Mh, Computerspiele. Ist das die vorherrschende Meinung? In diesem Fall zumindest ja. Auf der Messe angekommen, fällt uns auf: Natürlich, Spaß macht das alles! Aber hier geht es um wertvolle wissenschaftliche Ansätze, die von Fachleuten präsentiert werden. Wenn also sogar innerhalb des wissenschaftlichen Status quo in Sachen Extended Reality u. a. beinhaltet, dass man sich selbst mit VR-Brille in einem Green-Screen bewegt und dabei aussieht wie Neo im Film Matrix – dann freuen wir uns!
Wir lassen uns Dinge erklären, schauen uns die innovativen Lösungen an, haben viele Eindrücke. Und welche Potenziale viele dieser Lösungen haben, ist bemerkenswert. Mit Computerspielen hat das Ganze auf einmal sehr wenig zu tun, wenn man genauer darüber nachdenkt. Erinnern wir uns an unseren Logistiker: Hätte ihn das Event „XR Sience Award“ überzeugt, sich näher mit dieser Thematik auseinanderzusetzen? Wir denken ja.
Lasst uns das Pferd doch einmal kurz von hinten aufzäumen: Warum haben Unternehmen wie Netflix oder Airbnb einen so großen Erfolg – aufgrund ihres Produkts oder ihres Services? Nein, nicht unbedingt, sondern eher wegen ihres digitalen Geschäftsmodells. Letztendlich geht es hier schließlich um Kino und Reisebüro – mal ganz platt gesagt. Die reine Innovation oder Digitalisierung von Produkten oder Dienstleistungen sollen zwar, müssen aber nicht zwangsläufig dazu führen, dass sich Unternehmen im Wettbewerb absetzen, Geschäftsmodell-Innovationen jedoch in jedem Fall. Wenn wir uns jetzt vor Augen führen, dass beispielsweise mittelständische Unternehmen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden und bekanntermaßen ohnehin schon in der digitalen Transformation stecken, lohnt es sich doch in jedem Fall, über innovative Geschäftsmodelle nachzudenken und darüber, dass Themen wie Extended Reality hier einen eindeutigen Mehrwert bieten können.
Während wir an einem Stand stehen, schnappen wir ein Gespräch zweier Damen auf, die sich über die Definition von Extended Reality unterhalten: IT-Lösungen oder Umgebungen, bei der die natürliche Wahrnehmung einer nutzenden Person mit einer künstlichen, digital generierten Wahrnehmung ergänzt werde. Das klingt einleuchtend. Vor allem, weil das einmal mehr beschreibt, dass XR im Grunde in der Lage ist, innovative Geschäftsmodelle nicht immer ganzheitlich, sondern auch an einzelnen Punkten zu verändern – von möglichen Einsparungspotenzialen mal ganz abgesehen. Die Wertschöpfungskette eines produzierenden Unternehmens besteht aus primären Aktivitäten (Produktion, Transport und Logistik, Marketing und Vertrieb, Services) und unterstützenden Aktivitäten (Management und Verwaltung, Finance, Personalmanagement, Forschung und Entwicklung, Beschaffung) – an all diesen Punkten könnten Extended-Reality-Lösungen zum Tragen kommen und Prozesse nachhaltig verbessern. Unser Logistiker könnte mithilfe von XR ohne Weiteres individuelle Prozessverfahren zu den Themen Arbeitsschutz, Qualitätskontrolle, Wartung, Lagerplanung oder Verpackung durchführen, Mitarbeitende messbar und effektiv schulen, eine neue Anlagenplanung mit verschiedenen Szenarien und Personen testen. Auf lange Sicht ist das wesentlich günstiger und natürlich auch besser auszuwerten. Außerdem – und das ist besonders interessant für uns – sind der Kreativität in Sachen Marketing und Vertrieb keine Grenzen gesetzt: Schließlich geht es darum, (digitale) Informationen erlebbar zu machen. In welchen Dimensionen und Meta-Ebenen dies im Bereich Extended Reality möglich wird, ist eine spannende Frage. In jedem Fall werden Customer Journey und Produkterlebnisse in vollkommen neuen Abläufen stattfinden können – Kommunikationskonzepte werden in Zukunft detailreicher, das ist schon einmal sicher.
Wir denken, Unternehmen, die im Bereich Extended Reality unterwegs sind, haben durch ihre Problemlösungskompetenz einen eindeutigen Vorteil: Die Kommunikation mit ihrer Zielgruppe wird dadurch einfacher. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Akteurinnen und Akteure innerhalb der Industrie, im besten Sinne gemeint, anspruchsvolle Kundinnen und Kunden sind – da muss man schon wirklich zeigen, was man draufhat und sämtliche USPs auf den Punkt genau verargumentieren können. Aber wir sind sicher, die meisten haben hier ihre Hausaufgaben gemacht und eine Vertriebsstrategie aufgestellt, die mit und ohne VR-Brille funktioniert.
Nach guten Gesprächen und vielen interessanten Ansätzen, machen wir uns wieder auf. Der Rückweg in die Dortmunder Innenstadt verläuft reibungslos, wir unterhalten uns noch lange über Lösungen, Zusammenhänge und Möglichkeiten. Gern hätten wir den Logistiker jetzt noch einmal bei uns, damit wir weiter diskutieren können. Vielleicht liest er diesen Text ja und meldet sich – uns würde es freuen …
All
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Die Digitale Woche Dortmund #diwodo hat einiges zu bieten, wir kommen ja kaum hinterher! Am Dienstag waren wir auf dem Gelände des „XR Science Award“ unterwegs und konnten Hashtag#ExtendedReality erleben.
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Coole Start-ups, sechs Pitches und zwei Gewinnerteams! Wir geben euch gern einen kleinen Einblick, in das Finale des Events Meet, Greet & Beat in Düsseldorf ...
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„Brauchen wir wirklich eine gesamte Markenstrategie?“, fragen uns oft Start-ups. In diesem Blogartikel widmen wir uns dieser Thematik, plaudern etwas aus dem Nähkästchen und erklären, worauf es ankommt …